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1. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 79

1880 - Essen : Bädeker
Die neue Zeit bis zum westfälischen Frieden. 79 Im folgenden Jahre überreichten sie aus dem Reichstage zu Augsburg ihr von Luthers gelehrtem Freunde Melanchthon verfaßtes Glaubensbekenntnis, die Augsburger Konsession; doch der Kaiser erklärte sie für eine Sekte und erließ einen so drohenden Reichstagsabschied, daß die protestantischen Fürsten und freien Reichsstädte zu gegenseitigem Schutz den Bund zu Schmalkalden schlossen. Da der Kaiser von den Türken bedrängt wurde und die Hilfe der protestantischen Fürsten brauchte, schloß er mit ihnen den Nürnberger Religionsfrieden, nach welchem alles einstweilen bis zu einem allgemeinen Konzil so bleiben sollte. — Außer Sachsen nahmen damals auch Hessen und Würtemberg die Reformation an. (Landgras Philipp von Hessen und Herzog Ulrich von Würtemberg.) ■— Um dieselbe Zeit erhoben sich die Wiedertäufer in Münster. Nachdem ein Prediger dieser Stadt, Rottmann, welcher wieder-täuferische Ansichten hegte, sich großen Anhang verschafft hatte, erschien aus den Niederlanden der wandernde Prophet Jan Matthys in Münster mit seinem Anhänger Johann Bockelson, auch Johann von Leyden genannt. Die Wiedertäufer stürzten die bestehende Obrigkeit und versuhreu gegen die gegnerische Partei mit grausamster Härte. Matthys, der unumschränkte Gewalt besaß, führte Gütergemeinschaft ein und leitete die Verteidigung der Stadt gegen den vertriebenen Bischof. Nach seinem Tode trat Bockelson an die Spitze, und die Schwärmerei ward noch ärger. Vielweiberei ward eingeführt, Knipperdolling war Bürgermeister und Henker zugleich. Zuletzt nannte sich Bockelson König des neuen Zion. Bald aber wurde Münster erobert, und die Aufrührer wurden grausam hingerichtet. Die noch übrigen Wiedertäufer bildeten später in den Niederlanden und Norddeutschland kleine Gemeinden, führten ein strenges, einfaches Leben unter sich, hielten an gewissen eigentümlichen Grundsätzen fest (Verwerfung der Kiudertaufe und des Priesterstandes, des Eides, des Kriegsdienstes und der Prozesse), gaben aber ihre staatsgefährlichen Ansichten aus. (Mennoniten, Quäker, Baptisten.) Karl V., der anf dem Reichstage zu Regensburg (1541) vergeblich eine friedliche Verständigung versuchte, begann endlich, als er Frieden mit Frankreich geschlossen hatte, entschiedener und ernster auszutreten. Als bald darauf die Protestanten erklärten, daß sie das vom Papst nach Trident berusene Konzil (1545) nicht anerkennen könnten, begann Karl, gestärkt durch ein Bündnis mit dem ehrgeizigen, protestantischen Herzog Moritz von Sachsen, zu rüsten. So begann der schmalkaldische Krieg, dessen Anfang Luther nicht mehr erlebte; er starb 1546 in seiner Geburtsstadt Eis leben. — Aus Sorglosigkeit, teils auch aus Ehrfurcht vor des Kaisers Majestät thaten die protestantischen Fürsten, als ihnen die Umstände noch günstig waren, keine

2. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 87

1880 - Essen : Bädeker
Die neue Zeit bis zum westfälischen Frieden. 87 soll zuerst die Kartoffeln nach Europa gebracht haben. 1600 wurde die englisch-ostindische Compagnie gegründet, Irland wurde erobert, und in Amerika wurde Virginien die erste englische Kolonie. — Elisabeth blieb unvermählt, doch übten die Grafen Leicester und Essex großen Einfluß auf sie aus. Als letzterer in seinem Übermuts einen für England nachteiligen Vertrag mit Irland schloß und sogar eine Verschwörung gegen Elisabeth anstiftete, ließ sie ihn hinrichten, doch der Kummer um ihren Liebling verbitterte ihr die letzten Jahre ihres Alters. Sie setzte den Sohn der Maria Stuart, Jakob, zum Thronerben ein, und dadurch wurden England und Schottland vereinigt. Unter ihrer Regierung schuf William Shakespeare (7 1616) seine unsterblichen, dramatischen Werke. §. 78. Aas Kaus Stuart in England. Jakob I. (1603—25) war ein schwacher Fürst von beschränktem Verstände, der sich ganz von Günstlingen leiten ließ, unter denen der Herzog von Buckingham den verderblichsten Einfluß auf ihn ausübte. Von der Königsmacht hegte er die übertriebensten Vorstellungen und neigte sich darum der englischen bischöflichen Kirche zu, weil die presbyterianische Kirche, in derer erzogen worden war, den König nicht höher setzte, als jedes andere Glied der Gemeinde. Darum ging auch sein Streben dahin, die bischöfliche Kirche in Schottland einzuführen. — Um die englischen Katholiken für sich zu gewinnen, hatte er ihnen bei seiner Thronbesteigung große Versprechungen gemacht, die er ihnen aber alsdann nicht hielt. Damm bildete sich gegen ihn die sogenannte Pulververschwörung, welche ihn bei Eröffnung des Parlaments mit demselben in die Luft sprengen wollte, doch wurde dieselbe noch rechtzeitig entdeckt und vereitelt. — Nachdem eine Verheiratung des Kronprinzen Karl mit einer spanischen Prinzessin durch Buckingham vereitelt worden war, vermählte sich Karl mit Henriette von Frankreich. — Als Jakob im Gefühle seiner königlichen Machtvollkommenheit die Rechte des Parlaments immer mehr beschränkte, erhob sich ein heftiger Widerspruch, den der König auch durch Gewaltmaßregeln nicht unterdrücken konnte. — Unter diesen Umständen bestieg sein Sohn Karl I., ein stolzer 1625 und eigensinniger Herr, den Thron. Auch er ließ sich von £i§ Buckingham leiten und legte willkürlich Steuern aus. Aus ^649. Privatrache verwickelte jener England in einen Krieg mit Frankreich, der aber unglücklich endigte, und um seinen Günstling, den das Parlament mit schwerer Anklage bedrohte, zu retten, bestätigte Karl dem Parlamente durch die sogenannte „Petition of rightk alle alten Rechte desselben. — Nach Buckinghams Ermordung trat Gras Strassord an die Spitze der Regierung und bewog den König, ohne Parlament zu regieren. Als Karl aber in

3. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 90

1880 - Essen : Bädeker
90 Die neue Zeit bis zum westfälischen Frieden. katholischen Vetter Ferdinand von Steiermark und Kärnten. Da geschah es, daß die protestantischen Unterthanen des Erzbischofs von Prag zu Klostergrab und die des Abts von Braunau in letzterer Stadt sich Kirchen erbauten. Unter Berufung auf den Majestätsbrief wurde die Kirche zu Klostergrab geschlossen, die zu Braunau niedergerissen. — Eine Beschwerde an den Kaiser blieb erfolglos. Da verbreitete sich das Gerücht, die harte Antwort des Kaisers sei von den kaiserlichen Räten zu Prag veranlaßt worden, und daraufhin drangen Bewaffnete unter Anführung des Grafen Matthias von Thurn in die Schloßkanzlei und stürzten nach heftigem Wortwechsel zwei kaiserliche Räte nebst Mai dem Geheimschreiber zum Fenster hinaus. Trotz der nach-1618. gesandten Schüsse kamen diese mit dem Leben davon. Den Aufständischen, welche nun die Regierung an sich rissen, schlossen sich Mähren und die Lausitz an, und Graf Thurn rückte mit einem Heers- bis Wien vor. Da starb der kränkliche Kaiser Matthias. — Ungünstige Witterung und Mangel an Lebensmitteln nötigten Thurn bald zum Rückzug. §• 80. Der dreißigjährige Krieg. (1618-1648.) 1619 Ferdinand ü., in Frankfurt zum Kaiser gekrönt, wurde von bis beit Böhmen nicht als ihr König anerkannt, sondern diese wählten Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt der protestantischen Union. Der eitle, schwache Mann nahm, besonders durch seine stolze Gemahlin Elisabeth, Tochter Jakobs I. von England, bewogen, die gefährliche Krone an und ergab sich in Prag einem üppigen Wohlleben, während die Truppen der Liga unter der Anführung des kriegskundigen Tilly gegen ihn anrückten. — Durch die Schlacht am weißen Berge bei Prag (1620) verlor Friedrich in einer Stunde seine Krone und auch die Pfalz, denn, in die Reichsacht erklärt, mußte er nach den Niederlanden flüchten, worauf die Pfalz nebst der Kurwürde an Maximilian von Baiern kam. — Ferdinand Ii. vernichtete den Majestätsbrief, ließ ein strenges Strafgericht ergehen und stellte den Katholicismus in Böhmen wieder her. — Bald darauf löste sich die Union auf. Zwar traten noch der Graf Ernst von Mansfeld, der Markgraf Friedrich von Baden (Heldentod der 400 Pforzheimer in der Schlacht bei Wimpfen) und der Prinz Christian von Braun schweig für den geächteten Pfalzgrafen anf, doch erlagen sie Tillys Feldherrntalent. — Man nennt diesen ersten Teil des dreißigjährigen Krieges den böhmisch-pfälzischen Krieg. Dadurch, daß. jetzt der König Christian Iv. von Dänemark für die deutschen Protestanten auftrat, begann der dänische Krieg. — Der Kaiser nahm das Anerbieten eines reichen

4. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 133

1880 - Essen : Bädeker
Die neueste Zeit. 133 wurde. Endlich mußte sich auch die stolze Hauptstadt dem Sieger Beugen. Die Forts wurden geräumt und von den Deutschen besetzt, und nachdem in Versailles ein vorläufiger Frieden unterzeichnet worden war, rückte ein Teil der deutschen Armee am 1. März in Paris ein. Der endgiltige Friede wurde am 10. Mai in Frankfurt am Main abgeschlossen. Frankreich trat Elsaß und Deutschlothringen mit Metz an Deutschland ab und mußte eine ungeheure Summe für Kriegskosten bezahlen. Die Frucht des Krieges war aber nicht nur die Wiedergewinnung dieser alten deutschen Landschaften, sondern auch die Gründung des deutschen Reiches. Schon am 17. Januar erklärte König Wilhelm in Versailles, daß er die ihm von den Fürsten und freien Städten einmütig angetragene Würde eines erblichen deutschen Kaisers annehme, und so fand denn Deutschland durch diesen glorreichen Krieg die lang ersehnte Einigung.

5. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 148

1880 - Essen : Bädeker
148 Repetitionstabelle. Jahreszahl. Seite. 1589. fortdauernde Bürgerkriege. Heinrich Iv. aus dem Hause 85 1598. Bourbon. (Sully.) Edikt von Nantes. Heinrich durch Ravaillac ermordet (1610). 1610-1643. Ludwig Xiii. Maria von Medici. Kardinal Richelieu. Absolute Königsgewalt. Teilnahme am dreißigjährigen Kriege. 1558-1603. England. Elisabeth: Maria Stuart (John Kuox, Darn- 66 ley, Bothwell) von Elisabeth gefangen gehalten (Norfolk) und hingerichtet 1587. (Burleigh). — Die englische Seemacht (Drake). Die englisch-ostindische Compagnie. ■ Die Kolonie Virginien. Shakespeare. Elisabeths Gunst- 87 linge Leicester und Essex. 1603. Das Haus Stuart: Jakob I. Buckingham. Pulver- verschwörung. Widerstand des Parlaments. — Karl I. Fortsetzung des Streites mit dem Parlamente. Petition of right. Strafford. Das lange Parlament. Krieg gegen das Parlament. Oliver Cromwell (Independenten). 88 1649. Karls Hinrichtung. England eine Republik, Cromwell Protektor. Glückliche Kriege gegeu Holland und Spanien. Sein Sohn Richard. Restauration der 1660. Stuarts durch General Mouk. Karl Ii. Die Tories und Whigs. Testakte und Habeascorpusakte. Jakob Ii. Aufhebung der Testakte. Zweite englische 1688. Revolution. Wilhelm Iii. von Oranien besteigt den Thron. Ihm folgt seine Schwägerin Anna. (Marl-borough.) Mit Georg I. kommt das Haus Hannover 1714. auf den englischen Thron. 89 1564-1576. Deutschland. Maximilian Ii. Der Religionsfriede wird 1576-1612. nicht gestört. Rudolf ü. Union und Liga. Erbfolge-1609. krieg um Kleve, Jülich und Berg. Majestätsbrief. 1612-1619. Matthias. Kirchenbau zu Klostergrab und Braunau. 90 Mai 1618. Aufstand in Prag unter Matthias von Thu in. Fenstersturz. 1618-1648. Der dreißigjährige Krieg: 1619-1637. 1. Der böhmisch-pfälzische Krieg. Ferdinand Ii. Die Böhmen wählen Friedrich V. von der Pfalz zum Köuige. Schlacht am weißen Berge. (Tilly.) Ernst von Mansfeld, Friedrich von Baden (Wimpfen) und Christian von Braunschweig. Die Pfalz nebst der Kurwürde an Maximilian von Baiern. 2. Der dänische Krieg. Christian Iv. Albrecht von Wallenstein schlägt Mansfeld an der Dessauer Brücke. 91 Tilly schlägt Christian bei Lutter am Barenberge. 1629. Belagerung von Stralsund. Friede zu Lübeck. Resti-tutionsedikt. Wallensteins Entlassung. 3. Der schwedische Krieg. Gustav Adolf. Zerstörung Magdeburgs. Tilly bei Breitenfeld geschlagen.

6. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 88

1880 - Essen : Bädeker
88 Die neue Zeit bis zum westfälischen Frieden. Schottland die bischöfliche Kirche einführen wollte und die Presbyterianer und Puritaner verfolgte, da erhob sich ein Aufstand in Schottland, der ihn zu Einberufung des Parlaments nötigte welches das „lange Parlament" heißt. Es erhob sofort Anklage gegen Strafford, und dieser mußte auf dem Schafott sterben. Die Kluft zwischen König und Parlament wurde immer größer, bis es endlich zum offenen Kriege zwischen Leiden kam. Karl war anfangs siegreich gegen die Truppen des Parlaments. Als aber Oliver Cromwell, ein strenger Puritaner, an die Spitze des Parlamentsheeres trat, wurden Karls Truppen geschlagen und der König selbst gezwungen, zu den Schotten, seinen bisherigen Feinden, zu fliehen. Als er ihnen aber ihre Forderungen nicht bewilligte, lieferten sie ihn dem Parlamente aus. — Im Schoße desselben hatten sich zwei Parteien gebildet, die Presbyterianer und die noch weitergehenden Independenten, welche auch in der Kirche jede Autorität verwarfen. An ihre Spitze trat Cromwell; er stieß an der Spitze der Truppen die presbyterianischen Mitglieder aus dem Parlament, welches nun ein williges Werkzeug in seiner Hand war. Hierauf setzte er einen besonderen Gerichtshof über „Karl Stuart" ein, welcher den unglücklichen König als Verräter und Landesfeind zum Tode verurteilte. Am 30. Jan. 1649 wurde die Hinrichtung vollzogen. Die Anhänger des Königtums, welche sich in Irland und Schottland für Karls Sohn erhoben, wurden von Cromwell geschlagen. England war nun eilte Republik, welche Cromwell als Protektor mit großem Geiste regierte. Durch weise Gesetze und glückliche Kriege hob er Englands Ansehen und legte den Grund zur englischen Seeherrschaft. Aber viele Verschwörungen im Innern und Gewiffensvorwürfe führten seinen Tod herbei. (1658). — Sein Sohn Richard hatte nicht den Geist und die Kraft des Vaters. Er legte deshalb bald seine Würde nieder, und so gelang es dem General Monk leicht, Karl Ii., den Sohn des unglücklichen Königs, auf den Thron zu erheben (1660). (Die Restauration der Stuarts.) Karl Ii. geriet durch feine elende Regierung bald wieder in heftigen Kampf mit dem Parlamente, in welchem sich die Parteien der Tories — das waren die Verteidiger der unbeschränkten, königlichen Gewalt — und der Whigs — Verteidiger der gesetzmäßigen Freiheit — bildeten. — Karls Bruder Jakob von Aork trat zur katholischen Kirche über, und auch der König selbst neigte sich zu ihr hin. Da erzwang das Parlament von ihm die Testakte, durch welche die Katholiken von allen Staatsämtern ausgeschlossen wurden, und die Habeascorpusakte zur Sicherung der persönlichen Freiheit. — Auf Karl Ii. folgte sein Bruder Jakob Ü. (1685), der den Haß des Volks durch die

7. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 89

1880 - Essen : Bädeker
Die neue Zeit bis zum westfälischen Frieden. 89 Aufhebung der Testakte reizte. Als er sich auch noch andere Verletzungen der Volks- und Parlamentsrechte zu schulden kommen ließ, vereinigten sich alle Parteien und riefen Jakobs Schwiegersohn, den Statthalter der Niederlande, Wilhelm von Oranien, zum Könige aus. Jakob entfloh, und Wilhelm Iii. (1688) bestieg den Thron. Er wußte sich die Achtung des Volks zu erwerben. Ebenso groß als Feldherr wie als Staatsmann, brach er das Übergewicht Frankreichs. — Auf ihn folgte seine Schwägerin Anna, welche tn Marlborough einen ausgezeichneten Minister und Feldherrn besaß. ■— Mit Georg I. kam daraus 1714 das Haus Hannover aus den englischen Thron. §. 79. Deuischkand öis zum dreißigjährigen Kriege. Ferdinand I. (1556—1564) und Maximilian Ii. (1564— 1576) waren milde und duldsame Fürsten und hielten den Religionsfrieden zwischen beiden Parteien aufrecht. — Als- aber Rudolf Ii. (1576—1612) an die Regierung kam, änderten sich die Verhältnisse. Er war ein unentschiedener und träger Fürst, der sich lieber mit Alchymie und Astrologie abgab, als mit den Angelegenheiten des Reichs. Ohne das mindeste Herrschertalent, zeigte er sich so unfähig, daß seine Verwandten in ihn drangen, die Herrschaft über Österreich, Mähren und Ungarn seinem Bruder Matthias zu übertragen. Unter diesen Umstänben brach der alte Streit zwischen Katholiken und Protestanten wieber aus, ohue daß der Kaiser sich bonrat bekümmerte. Beibe Parteien schlossen, um sich zu stärken, Bünbnisse unter sich ab, die •Protestanten schloffen die Union (1608), an bereit Spitze der Kurfürst Friedlich von der Pfalz stand, die Katholiken die Liga (1609), deren Haupt Herzog Maximilian von Baiern war. Der Erbfolgekrieg wegen Kleve, Jülich und Berg gab die erste Gelegenheit zur feindlichen Begegnung der beiden Religionsparteien, indem sich der katholische Pfalzgraf von Neuburg (au der Donau) und der protestantische Kurfürst Sigismund von Brandenburg um das Erbe stritten. Nach einem langen Kriege kam es zu einer Teilung, durch welche Kleve an Brandenburg, Berg mit Düffeldorf an Pfalz-Neuburg kam. — Als Matthias seinem Bruder auch noch Böhmen entreißen wollte, suchte der Kaiser die Bohmeu dadurch an sich zu feffelit, daß er ihnen bcn Majestäten es erteilte (1609), in welchem er den protestantischen Unterthanen weltlicher Herrschaften und Obrigkeiten freie Religionsübung gewährte, nicht aber denen, welche unter geistlicher Herrschaft standen. Doch trotzdem verlor er auch Bohmen an Matthias, der nach Rudolfs bald darauf erfolgtem Tode auch Kaiser wurde. Matthias zeigte ebenso wenig Kraft und Herrschertalent als 1612 sein Bruder, und da er alt ititd kinderlos war, so übertrug er £is die Regierung über Österreich, Ungarn und Böhmen seinem streng *619.

8. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 126

1880 - Essen : Bädeker
126 Die neueste Zeit. Metternich zur Abdankung. Auch in Berlin brachte der März blutige Kämpfe, und die Ruhe wurde erst hergestellt, als dem Lande eine neue Verfassung gegeben wurde. In Frankfurt trat eine Nationalversammlung zusammen, welche den Bundestag beseitigte und den Erzherzog Johann von Österreich zum Reichsverweser ernannte. Hieraus trug man dem Könige von Preußen die Würde als erblicher Kaiser von Deutschland an, die aber Friedrich Wilhelm Iv. ausschlug. Als die neue Reichsverfassung, welche die Nationalversammlung in Frankfurt entworfen hatte, abgelehnt wurde, brachen 1849 1849. neue Revolutionsstürme über Deutschland aus. Aber die preußischen Truppen schlugen alle Aufstäude in der Rheinprovinz, in Baden, in der bairischen Pfalz und in Sachsen nieder; und das Frankfurter Parlament löste sich auf. Der Bundestag wurde in seiner früheren Gestalt wiederhergestellt. Nicht minder heftig waren die durch die Februarrevolution in Italien bewirkten Erschütterungen. Durch einen Volksaufstand, an dessen Spitze Mazzini und Garibaldi standen, wurde der Papst aus Rom vertrieben, und nur durch französische Bajonette konnte die Ordnung wiederhergestellt werden. — Die in Oberitalien gegen die österreichische Herrschast sick heftig kundgebende Erbitterung wollte der König Karl Albert von Sardinien dazu benutzen, sich des lombardisch-venetianischeu Königreichs zu ^ bemächtigen. ~ Aber der alte Feldmarschall Radetzki schlug ihn bei Custozza und Novara 1849 so nachhaltig, daß Karl Albert abdankte, worauf sein Sohn Viktor Emanuel mit Österreich einen nachteiligen Frieden schloß. In dieser Zeit des Umsturzes suchten auch die Ungarn ihre Selbständigkeit wieder zu erlangen, und die Wiener Demokraten, welche für die Erhebung Ungarns schwärmten, erregten im Oktober 1848 einen gewaltigen Aufftaud, welcher den Kaiser wiederum aus seiner Hauptstadt vertrieb. Aber der energische Fürst Windisch-grätz belagerte und erstürmte Wien und bestrafte die Aufrührer mit blutiger Strenge. Die Ungarn, an deren Spitze Kossuth stand, waren lange siegreich, bis sie endlich der österreichischrussischen Übermacht erliegen mußten. Gestützt auf altes Recht wollten die Herzogtümer Schleswig-Holstein unter einem eignen Fürsten sich Deutschland anschließen und ergriffen die Waffen gegen den König von Dänemark, welcher Schleswig untrennbar mit Dänemark vereinigen wollte. Deutsche Bundestruppen unter preußischer Führung befreiten zwar Schleswig von den Dänen, aber als sich Rußland und England zu gunsten Dänemarks einmischten, mußte Preußen den Waffenstillstand von Malmö schließen (1848). Im folgenden Jahre begann der Kampf von neuem. Die deutschen Truppen waren wieder siegreich; trotzdem wurde mit Dänemark eine Friede

9. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 134

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
134 Die Bahnbrecher der elektrischen Telegraphie. den Mechaniker Halske, mit dem die gemeinsame Arbeit mich näher ver- bunden hatten, eine Telegraphenbauanstalt zu gründen. Ein Vetter überließ mir ein Darlehn von 6000 Talern, und so wurde in einem Hinterhause die Werkstatt eröffnet, aus der sich das weltbekannte Etablissement von Siemens & Halske in Berlin nebst seinen Zweiggeschäften in vielen Hauptstädten Europas entwickelte. 2. Damals trat ich in der Kommission dafür ein, daß die Benutzung der herzustellenden Telegraphenlinien auch dem Publikum gestattet würde, fand aber in militärischen Kreisen großen Widerspruch. Im März 1848 schrieb die Kommission eine öffentliche Preisbewerbung aus, und ich hatte ziemlich sichere Aussicht, dabei den Sieg davonzutragen; da bereitete der 18. März der Preisbewerbung sowohl wie der Kommission ein jähes Ende. Die Telegraphie wurde später dem neu geschaffenen Handelsministerium unter- stellt, welches den Entschluß faßte, eine unterirdische Leitung von Berlin nach Frankfurt a. M., wo die deutsche Nationalversammlung tagte, bauen zu lassen. Diese Arbeit wurde mir übertragen. Auf die Prüfung der Leitung in der Fabrik wurde besonders große Sorgfalt verwandt. Halske fertigte für diesen Zweck Galvanometer an, die an Empfindlichkeit alle bis dahin bekannten weit übertrafen. Der schnellen Ausführung der Arbeiten stellten sich mancherlei Hindernisse entgegen. Infolge des großen Bedarfs war gut isolierende Guttapercha schwer zu beschaffen. Da, wo das künftige Eisen- bahnterrain noch nicht angekauft war, machten die Grundbesitzer Schwierig- keiten. Dieser Widerstand trat besonders in den nichtpreußischen Ländern Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt hervor. Nur mit Hilfe eines offenen Befehls des Reichsverwesers Erzherzog Johann gelang es mir, meine Aufgabe durchzuführen. Trotzdem konnte diese erste größere Telegraphenlinie schon im Winter 1849 in Betrieb genommen werden, so daß die in Frankfurt erfolgte Kaiserwahl noch in derselben Stunde in Berlin bekannt wurde. Diese günstigen Ergebnisse veranlaßten die preußische Regierung, sogleich eine Linie von Berlin über Köln bis zur preußischen Grenze bei Verviers zu erbauen. Bei dem Bau dieser Linie traten uns Schwierigkeiten durch die großen Ströme Elbe und Rhein entgegen, deren lebhafte Schiffahrt Beschädigungen der Leitung durch Schleppanker befürchten ließen. Diese Gefahr war namentlich beim Rheinübergange zu fürchten. Ich ließ daher aus schmiedeeisernen Röhren ein Gliederkette herstellen, in deren Höhlung die isolierte Leitung Aufnahme fand. Die hohe Bedeutung der elektrischen Telegraphie für das praktische Leben war erkannt; namentlich die Eisenbahn-Verwaltungen begannen die Leistungsfähigkeit ihrer Bahnen und die Sicherheit des Betriebes durch Anlage von Telegraphen zu erhöhen; indessen zeigten sich auch bald die Schwächen der im losen Erdreich liegenden Leitungen. Es entstanden Drahtbrüche und Isolationsfehler, die nur schwer zu finden und zu beseitigen waren. So tauchte eine Fülle interessanter wissenschaftlicher und technischer Auf- gaben auf, zu deren Lösung ich mich berufen fühlte, und deshalb entschloß ich mich, aus meinem militärischen Dienstverhältnis und Amte zu scheiden

10. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 334

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
334 Soziale Fürsorge im Deutschen Reiche. ihrer Beauftragten Verschulden ein Mensch getötet oder verletzt würde. Allein dieses Gesetz gab Anlaß zu langwierigen Prozessen und war schließlich ohne Nutzen sür die Arbeiter, wenn der Unternehmer nicht die Mittel besaß, dem verunglückten Arbeiter die Schadenersatzsumme zu zahlen. Auch die Versuche einsichtiger Arbeiter, sich durch Gründung von Kranken- und Hülfskassen für die Zeiten der Not und Krankheit zu sichern, erreichten für die Allgemeinheit nur wenig, da ihnen nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Arbeiterschaft bei trat. Da nahm Kaiser Wilhelm I. und sein großer Kanzler die Aufgabe in Angriff, durch Schaffung neuer Gesetze für das Wohl der gewerblichen Arbeiter und ihrer Familien zu sorgen. Es war am 17. November 1881, als der große Kaiser durch seine Botschaft an den Reichstag die deutsche Volksvertretung feierlich und eindrucksvoll zur Mitarbeit an dem großen Werke aufrief, an das sich vor ihm noch kein Herrscher und kein Volk gewagt hatte. Dieser Tag ist wert, dem Gedächtnis fest eingeprägt zu werden; denn in den Worten des Kaisers findet sich aufs herrlichste die Verheißung erfüllt, die über der Verfassung des Deutschen Reiches steht: daß dieses ein ewiger Bund sein solle „zur Pflege der Wohlfahrt des deutschen Volkes." In der Botschaft vom 17. Nov. 1881 heißt es: „Wir halten es für Unsere Kaiserliche Pflicht, dem Reichstag die Förderung des Wohles der Arbeiter von neuem ans Herz zu legen, und Wir würden mit um so größerer Befriedigung auf alle Erfolge, mit denen Gott Unsere Regierung sichtlich gesegnet hat, zurückblicken, wenn es Uns gelänge, dereinst das Bewußtsein mitzunehmen, dem Vaterlande neue und dauernde Bürgschaft seines inneren Friedens und den Hülfsbedürftigen größere Sicherheit und Ergiebigkeit des Beistandes, auf den sie Anspruch haben, zu hinterlassen." Nun begann im Schoße des Bundesrates und des Reichstages eine rege Tätigkeit. Nach gründlichen Vorarbeiten und sorgsamer Durchberatung kam als erster Teil der sozialen Gesetzgebung das Krankenversicherungs- gesetz vom 15. Juni 1883 (s. Nr. 163) zu stände, welches bald durch das Unfallversicherungsgesetz vom 6. Juli 1884 (s. Nr. 168) ergänzt wurde. Das Werk der Arbeiterversicherung zu einem Abschluß zu bringen, war Kaiser Wilhelm I. nicht vergönnt. Auch sein Sohn, Kaiser Fried- rich Iii-, vermochte die Gesetzesarbeit nicht weiter zu fördern; er starb nach kurzer, leidensvoller Regierung. Dagegen nahm Kaiser Wilhelm Ii. mit seiner ganzen jugendlichen Tatkraft das große Friedenswerk auf und förderte es zu einem vorläusigen Abschluß durch das Gesetz über die In- validitäts- und Altersversicherung vom 22. Juni 1889 (vgl. Nr. 168).
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